04. September 2019

Interview mit Andreas Tembrockhaus, Flensburger Brauerei

Die Mentoren für Unternehmen in Schleswig-Holstein e.V. haben sich der ehrenamtlichen Förderung von Unternehmen, vor allem des Mittelstandes verschrieben. Die Mitglieder treffen sich einmal im Monat. Zu diesen Treffen laden sie sich regelmäßig hochkarätige Fachleute aus ganz unterschiedlichen Branchen zu einem Vortrag und zum gegenseitigen Informationsaustausch ein. Am 8. Juli 2019 war der Geschäftsführer der Flensburger Brauerei Andreas Tembrockhaus der geladene Redner in Kiel. Im Anschluss hat unsere Pressereferentin Katharina Schoonejans mit ihm folgendes Interview geführt:Tembrockhaus Schaukel

  1. Sie sind aus Nordrhein-Westfalen, leben jetzt in Schleswig-Holstein, wie gefällt es Ihnen persönlich hier?

Andreas Tembrockhaus: „Mir gefällt es hier ganz toll im Land zwischen den Meeren, weil ich Wasser einfach sehr mag und das flache Land und die Menschen, die hier leben. Ich habe das alles im zweiten Teil meines Studiums kennen gelernt, den ich bis zum Ende in Kiel verbracht habe. Ich bin dort auch zum Segeln gekommen, das konnte ich vorher nicht. Dann war mein Ziel: Nicht südlicher als Hamburg und das habe ich bis heute geschafft. Ich habe anschließend zwar häufig in Hamburg gearbeitet, aber auch da immer in Schleswig-Holstein gelebt und ich denke, das wird die nächsten Jahre auch so bleiben.“

  1. Dann war es ja eigentlich kein weiter Schritt, auch beruflich für ein typisch schleswig-holsteinisches Produkt zu arbeiten. War das einer der Gründe, warum Sie zur Flensburger Brauerei gegangen sind?

Andreas Tembrockhaus: „Ja, das war wahrscheinlich auch mit ein Grund. Ich kenne das Flensburger Bier schon aus meinen Bundeswehrzeiten. Ich kam damals aus Nordrhein-Westfalen nach Schleswig-Holstein und habe da zum ersten Mal ein Flensburger getrunken. Außerdem ist es einfach so: Wenn Sie im Konsumgüterbereich arbeiten, dann gibt es nicht so viele schöne Marken. Und als sich dann für mich die Möglichkeit eröffnete, zur Flensburger Brauerei zu gehen, dann war das wie Weihnachten und Ostern zusammen. Dazu noch in einer der schönsten Gegenden des Landes, an der Flensburger Förde. Wenn man dann noch seinem Hobby Segeln nachgehen kann – was will man dann mehr.“

  1. Eine schöne Marke, was bedeutet das für Sie?

Andreas Tembrockhaus: „Eine schöne Marke ist eine Marke, die Sympathie ausstrahlt, die bekannt ist und – und das ist für mich sehr wichtig – die noch weiteres Potential hat. Das heißt, die ich als gelernter Marketingmensch noch weiter entwickeln kann, zum Beispiel über das Sortiment, um sie, entgegen einem vorgezeichneten Produkt-Lebenszyklus, noch länger am Leben zu erhalten.“

  1. Was unterscheidet das Flensburger denn von anderen Bieren? Was ist das Besondere daran?

Andreas Tembrockhaus: „Das ist ein charaktervolles, herbes norddeutsches Bier. Und nach einem warmen Sommertag, wie wir es im Augenblick hier haben, gibt es für mich nichts Schöneres, als ein kaltes Flens zu trinken, weil es so gut den Durst löscht mit dem entsprechenden herben Geschmack, einfach ein Genuss!“

  1. Und für die Konsumenten ist es meines Wissens auch das einzige Bier, dass in der Hörfunkwerbung sofort mit einem Geräusch assoziiert wird.

Andreas Tembrockhaus: „Ja, unser berühmtes „Plop“. Darauf sind wir stolz, dass wir diese Bügelverschlussflasche beibehalten haben, wo doch die meisten zu Kronkorken übergegangen sind und das unterscheidet uns auch von ganz vielen anderen. Wobei, inzwischen haben ja viele diese Verschlusskorken-Technik wieder für sich entdeckt und sind dahin zurückgekehrt. Aber als Original gelten heute immer noch wir und nicht nur in Schleswig-Holstein.“

  1. Als Mentoren kommen wir ja sehr oft mit Existenzgründern in Kontakt, genauso wie mit Unternehmen, die in irgendeiner Form Beratungs- oder Hilfsbedarf haben. Viele davon kommen aus der Konsumgüterindustrie. Sie haben sehr erfolgreich die Marke Flensburger geführt und führen sie noch. Welche Tipps würden Sie jemandem geben, der auch in der Konsumgüterindustrie tätig ist und der jetzt neu ein Produkt auf den Markt bringen möchte, beziehungsweise eine Marke weiterentwickeln will.

Andreas Tembrockhaus: „An erster Stelle brauchen Sie ganz viel Leidenschaft für Ihr Produkt, für Ihre Marke. Sie müssen sie lieben wie Ihr eigenes Kind. Das ist die Grundvoraussetzung. Dem eigenen Kind tut man ja nur Gutes an, also werden Sie auch die eigene Marke mit der entsprechenden Sensibilität pflegen. Und dann gehört dazu natürlich ganz viel Kontinuität und ganz viel Verlässlichkeit. Auf keinen Fall jedem Trend hinterherjagen und ständig etwas ändern wollen. Im Prinzip gilt genau das gleiche wie für eine gute Kindererziehung, beispielsweise sich treu bleiben, authentisch und konsequent sein, mal nein sagen und das dann auch durchstehen können. Genau das sind die Grundpfeiler einer guten Markenführung. Auf dieser Basis kann man Marken erfolgreich entwickeln.“

  1. Also sind Sie nicht wie so viele Ihrer Kollegen der Meinung, dass eine Marke ständig relauched und modernisiert werden muss?

Andreas Tembrockhaus: „Nein, bloß nicht! Das Produkt muss natürlich attraktiv und zeitgemäß sein, man kann auch ab und zu leichte Anpassungen, zum Beispiel bei der optischen Gestaltung vornehmen, aber dieses permanente Herumentwickeln an einer Marke schadet mehr, als dass es nutzt.“

  1. Das sind bestimmt wichtige Tipps für Menschen, die nicht so viel Erfahrung haben wie Sie. Apropos Erfahrung: Sie sind ja nun nicht mehr so ganz weit vom Rentenalter entfernt und Sie haben immens erfolgreiche Arbeit und viel Erfahrung vorzuweisen. Könnten Sie sich vorstellen, diese Erfahrung später auch einmal als Mentor bei uns einzubringen?

Andreas Tembrockhaus: „Bis heute habe ich darüber gar nicht nachgedacht. Aber ich war ja jetzt in diesem Kreis der Mentoren und das hat mir gut gefallen. Das sind ja auch ehemalige Unternehmer und Geschäftsführer so wie ich. Also ich könnte mir das gut vorstellen. Zumindest ist das eine Idee, über die ich ernsthaft nachdenken werde. Ich arbeite noch fünf Jahre und nach dem vierten Jahr können Sie mich gerne ansprechen.“

  1. Das ist doch ein überschaubarer Zeitraum. Darauf kommen wir garantiert zurück, vielen Dank!

02.09.19, gez. Katharina Schoonejans, Pressestelle „Mentoren für Unternehmen in Schleswig-Holstein e. V, Tel. 0171 / 539 49 32